Orientierung in emotionalen Debatten

Diskriminierende Sprache
Die sprachkritische Diskussion bezieht sich dabei vor allem auf die sprachliche Referenz, also die Bezeichnungen für Personen und Personengruppen (Flüchtlinge oder Geflüchtete? Friseurin oder Friseuse?). Die sprachliche Markierung von Merkmalen wie Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft und sexueller Orientierung stehen besonders stark in Verdacht, stereotypisierend und verletzend zu sein, ausgrenzende und abwertende Wirkung zu haben sowie umgekehrt nicht markierte Gruppen zu bevorzugen. Darüber hinaus sind es aber auch die Kommunikationsbedingungen, die ungleiche soziale Verhältnisse etablieren und zementieren können und auf diese Weise diskriminierend sind.
Emotionen beherrschen die öffentliche Debatte über Diskriminierungen
Die Debatten über sprachliche Diskriminierung werden von vielen Gruppen mit verschiedenen Zielen emotional geführt. Bei allen Diskutierenden geraten dabei oft mehrere Ebenen durcheinander: Politische, soziale, ethische Ziele werden vermischt mit verschiedenen Geschlechter-, Ethnien- und Gesellschaftsvorstellungen. In den öffentlichen Diskursen sind sprachkritische Debatten fast immer Schlachtfelder, auf denen im Kern ideologische Kämpfe geführt werden.
Die Forderung nach diskriminierungsfreier Sprache basiert auf der Anklage des Status Quo: So, wie es ist, soll es nicht sein. Der Sprachgebrauch soll z.B. gendergerecht oder feministisch, anti-rassistisch oder politisch korrekt werden – was das aber im Einzelnen konkret bedeutet, ist nicht so einfach zu bestimmen. Dies allein zeigt bereits an, dass die Debatte nicht auf bestimmte Gruppen beschränkt ist, die den Diskurs vorantreiben, sondern viele sehr heterogene Gruppen umfasst. Positionen, Agenden und Strategien gibt es daher viele.
Linguistik schafft Orientierung im Diskurs
Wissenschaftliche Stimmen, die in diese Diskurse einbezogen werden, stammen oft gar nicht aus der Linguistik, obwohl gerade sie die Methoden besitzt, die vielen komplex ineinandergreifenden Ebenen, Stimmen und Ziele zu entwirren.
Die Arbeitsstelle für linguistische Gesellschaftsforschung geht mit einem sozialwissenschaftlich informierten Blick vor und analysiert, warum eine bestimmte Bezeichnung oder ein Sprachgebrauch zu einem brisanten Politikum wird oder wie benachteiligende Kommunikationsstrukturen wirken.
Dabei analysieren die linguistischen Studien mit text-, diskurs-, medien-, gender- und politolinguistischen Methoden den natürlichen Sprachgebrauch, wie er in Text und Gespräch zu finden ist.
